Die Welt der Netsuke
Da die traditionelle japanische Kleidung, der Kimono, keine Taschen besitzt, benützten Japaner etwa seit dem 17.Jh. kleine, aus diversem Material geschnitzte Objekte - NETSUKE - um damit Utensilien wie Inro oder Pfeifenhalter mittels einer Schnur am Obi, dem Gürtel, zu befestigen. Die Schnur führt durch 2 himotoshi genannte Löcher im Netsuke und verbindet es unterhalb des Gürtels mit dem entsprechenden sagemono („hängendes Ding“).
Als sich Japan nach langer Isolation Mitte des 19.Jh. für den Westen öffnete, begannen sich auch die Japaner westlich zu kleiden, und die Netsuke verloren an praktischer Bedeutung. Dennoch wurden sie während der gesamten Meijizeit von den Künstlern, den Netsukeshi, weiter geschnitzt und somit zu beliebten Kunstobjekten. Als solche gewannen sie schnell die Aufmerksamkeit ( und Begierde) der westlichen Ausländer, vor allem der seit der Öffnung in immer größerer Zahl ins Land strömenden Kaufleute, die sie begeistert erwarben und so den Grundstock für die ersten Sammlungen in den USA und Europa begründeten.
Jedes Netsuke ist einzigartig und ein meisterliches Kunstwerk en miniature.
Wie alles anfing...
Vor ca. 50 Jahren entdeckte ich auf dem Portobello Market in London auf der Suche nach Zen Malerei, an einem Stand Japanische Farbholzschnitte. Mit dem schmalen Budget eines Studenten gelang es mir schließlich, die kompetente Verkäuferin bei zwei Blättern auf einen erträglichen Preis herunterzuhandeln. Das war der Beginn meiner Holzschnittsammlung. Zwei Kuniyoshi mit der Darstellung je eines Samurais aus der Chushingura-Serie „die 47 Ronin“.
Die Sammlung wuchs langsam aber stetig, so dass ich aus Spaß und Informationsdrang neben meinem eigentlichen Beruf „ein wenig zu handeln“ anfing. Mein Freund Barry Davies startete ein paar Jahre später mit Netsuke und Japanischer Kunst der Edo- und Meiji-Periode. Die Netsuke faszinierten mich ganz besonders, und so war mit nachhaltiger Ermunterung meines Freundes der erste Kauf eines dieser wunderbaren Miniaturkunstwerke nur noch eine Frage der Zeit. Mitte der 70er Jahre war es dann so weit, bei Sotheby´s erwarb ich eine Kugelratte der Kyotoschule aus dem 18. Jahrhundert. Sie war aus Elfenbein und als ich sie bei geschlossenen Augen mit meiner Hand umfing, wollte ich sie nie mehr loslassen. Sie ist immer noch bei mir. (Abb. Ratte)
Nach über 25 Jahren schloss ich meine Galerie in München Ende 2010. Seitdem führe ich mein Geschäft von zu Hause aus, vor allem mit Netsuke und zum geringeren Teil mit Holzschnitten und Rollbildern.